Ein aktueller Auszug aus dem Weinblog von Werner Elflein.

Klaus & Mathias Wolf: Anpassung der Qualitätspyramide

Für die Senkrechtstarter Klaus und Mathias Wolf aus Birkweiler ist der Jahrgang 2015 ein weiterer Schritt nach vorne. Ein Schritt, der sich auch in einer erneuten Anpassung der gutsinternen Nomenklatur für die Weinbezeichnungen niederschlägt.

Anpassung der Qualitätspyramide

Vor einigen Jahren führten die Wolfs ihre eigene Qualitätspyramide ein. Angelehnt an das Klassifikationsmodell des VDP verzichteten sie auf trockene Prädikatsweine. An deren Stelle rückten verschiedene Orts- und Lagenweine. Beim Riesling gab es trockene Ortsrieslinge vom Buntsandstein und aus dem Rotliegend, die jeweils aus der Einzellage Birkweiler Kastanienbusch stammten, auch wenn der Lagenname nicht auf dem Etikett erschien. Aus dem Kastanienbusch kamen auch die Trauben für den Lagenwein. Von Reben, die auf schieferhaltigem Boden stehen.

In der Praxis erwies sich die Theorie nach nur wenigen Jahrgängen als brüchig. Vor allem beinhaltete sie einen logischen Fehler. Ein Ortswein macht nämlich nur dann Sinn, wenn es so etwas wie eine Ortstypizität gibt. Dies setzt jedoch eine halbwegs homogene Bodenstruktur voraus. Wie aber nun zwei charaktervolle Rieslinge, die in erster Linie verschiedene Bodenprofile widerspiegeln, einen einheitlichen Ortstyp definieren sollen, kann kaum plausibel dargelegt werden. Ein weiterer Knackpunkt: Die beiden Ortsrieslinge und der Lagenriesling standen qualitativ zu nahe beieinander, eine willkürlich erscheinende Degradierung zu Ortsweinen passte hier nicht so recht ins Gefüge.

Nun aber sind die ehemaligen Ortsweine zur Ersten Lage aufgestiegen und erscheinen nun mit den Herkunftsbezeichnungen Kastanienbusch (Rotliegend) und dem Flurnamen »Am Dachsberg« (Buntsandstein). Eine richtige Entscheidung.

Der Jahrgang 2015

Insgesamt wirken die Weine des Jahrgangs 2015 früher zugänglicher als ihre Vorgänger. Bei den trockenen Rieslingen ist es in diesem Jahr der aus dem Rotliegend, der sich früher öffnet. Im vergangenen Jahr, bei den 2014ern, war es umgekehrt. Bei den Weißburgundern deutet der Große-Lage-Wein sein großes Potenzial an, während sein Pendant aus dem Birkweiler Mandelberg bereits jetzt mit jedem Schluck zum nächsten animiert.

Die Weine

2015er Riesling trocken
Wenngleich »nur« ein Gutsriesling, sollte ihm unbedingt noch ein halbes Jahr Flaschenreife zuteil werden. Noch wirkt er nicht vollständig balanciert. Dennoch vermittelt er bereits heute große Trinkfreude. Dies mag damit zusammenhängen, dass er über eine frische, naturbelassene Säure von 8 g/l verfügt. Gute Länge. 2017-2018.
Punkte: 83

2015er Birkweiler »Am Dachsberg« Riesling Erste Lage trocken »aus dem Buntsandstein«
Zitronengelb. In der Nase Tabakanklänge, Aromen von Pfirsich und tropischen Früchten. Dem Pendant »aus dem Rotliegenden« nicht unänhlich, wirkt jedoch ein wenig fülliger. Insgesamt recht puristischer, authentischer Stil. Sehr lang und nachhaltig. Braucht noch Zeit. 2017-2020.
Punkte: 89

2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling Erste Lage trocken »aus dem Rotliegenden«
Zitronengelb, eine Spur heller als der Riesling »aus dem Buntsandstein«. Leicht florale, recht »vertikale« Nase. Spannender Duft nach Walderdbeere. Pikant anklingende Säure. Bereits recht zugänglich, ein wenig Reife tut ihm aber sicher gut. Geradlinig und Sehr nachhaltig. 2017-2022.
Punkte: 91

2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling Große Lage trocken »aus dem Schiefer«
Der Star des Hauses unter den trockenen Rieslingen. Volles Zitronengelb. Salzig-mineralischer, ausdrucksvoller Pfirsichduft. Am Gaumen mit großartiger innerer Dichte und erdigen Noten. Hervorragende Länge. Die Antwort auf die Frage »Was ist Terroir?«. 2018-2025.
Punkte: 94

2015er Birkweiler Mandelberg Weißer Burgunder Erste Lage trocken »aus dem Muschelkalk«
Zitronengelb. Schon sehr zugänglicher Duft nach gelben Früchten. Würzig und ausdrucksvoll. Zwar nur Erste Lage, aber schon ziemlich am oberen Anschlag dessen, was die Rebsorte hergibt. Hervorragende Länge. 2017-2022.
Punkte: 89

2015er Birkweiler Kastanienbusch Weißer Burgunder Große Lage trocken »aus der Terrassenlage«
Zitronengelb. Von grünem Apfel, buttrigen Kompomenten und Tabakanklängen geprägtes Bukett, noch sehr jugendlich und unentwickelt. Herausragende Balance, sehr trockenes Geschmacksbild, zeigt Würze. Hervorragende Länge und Nachhaltigkeit. Bis 2022.
Punkte: 91

Quelle: http://www.weinfreaks.de/werner.elflein-mein.weintagebuch/?p=2732#more-2732