10. September 2021
Anlässlich der erneuten Auszeichnung von Mathias im Rahmen der “Jungen Pfalz” hat uns die RHEINPFALZ auf unserem Weingut besucht. Hier können Sie den gesamten Artikel nachlesen:
Der Birkweilerer Mathias Wolf gehört seit Jahren zu den Top-Jungwinzern. Gemeinsam mit seinen Eltern und seiner neuen Lebensgefährtin bewahrt er den Status als Top-Adresse. Welche Pläne der 32-Jährige mit dem Weingut hat.
Die Familie arbeitet zusammen
VON EVA KLAG-RITZ
BIRKWEILER. „Seine Weine brillierten allesamt durch ihren Terroir geprägten Charakter, der stets als erkennbar vor der Rebsortentypizität herausgearbeitet wurde. Ob Schiefer, Rotliegendes oder Buntsandstein, mit klar erkennbarer Handschrift zeigte sich die Kollektion homogen wie aus einem Guss und attestierte ihm neben seinem Faible für den Riesling eine besondere Burgunder-Begabung.“ So bewertete die Fachjury den Birkweilerer Finalisten de „Jungen Pfalz“, Mathias Wolf. Und wie sieht er sich selbst?
Längst weiß Mathias Wolf, was er kann. Ob beim Vorläufer „Junge Südpfalz“ oder beim Wettbewerb „Junge Pfalz“, seit zehn Jahren gehört er zu den Finalisten, also zu den besten Nachwuchswinzern. Das bedeutet für den 32-jährigen Winzer mit den strahlenden Augen aber nicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, seine Erfolge ausgiebig zu genießen. Zur Elite zu gehören, das spornt ihn vielmehr an, jedes Jahr noch ein wenig besser zu werden, noch einen kleinen Dreh an der Qualitätsschraube zu wagen.
Nach seiner mittleren Reife an der Realschule in Landau hat er seine Winzerlehre in den Weingütern Kleinmann, Münzberg und August Ziegler absolviert, Fachschulen in Oppenheim und Bad Kreuznach schließlich als Weinbautechniker verlassen, um dann noch ausgiebig über die Landesgrenzen hinaus zu gucken, wie andere Güter so arbeiten. Die Neugierde hat er sich bis heute erhalten. Ihr verdankt er wohl auch seine Kreativität, sagt er, kommt ins Grübeln und erzählt, wie gerne er mit seiner Freundin Michelle ausgeht, um nicht nur irgendwelche Leckereien auf dem Teller zu kosten, sondern natürlich mit Vorliebe die Weine von Kollegen zu probieren.
Im Kastanienbusch, wo der sportbegeisterte Winzer vergangenes Jahr für den Hohenberglauf trainierte, haben sich die beiden kennengelernt, als seine Michelle dort mit einer Freundin auf dem Weg zum Picknick spazierte. Sie kamen rasch ins Gespräch. Längst sind die beiden ein Paar, erzählt Mathias Wolf überglücklich. Seine „Corona-Liebe“ teilt mit ihm inzwischen auch die Wohnung im Weingut, unterstützt ihn, wo sie nur kann. Auch wenn sie nicht vom Fach kommt: Sie hat Kommunikation und Medienwissenschaften studiert, was in einem Weingut nicht schaden muss. Die Zeiten im Homeoffice nutzt sie, um ihrer zukünftigen Schwiegermutter auch mal bei der Verpflegung der Mannschaft zu helfen. „Ich denke, es wird ernst mit uns“, sprudelt Mathias und erzählt vom Kurzurlaub, den er sich mit Michelle und Mountainbike in Leogang in Österreich noch gönnt, bevor er dann im Keller unabkömmlich ist. Er will fit sein, wenn in der dritten Septemberwoche die Lese startet. Freizeit spüren, Berge erobern, das macht beiden Spaß.
Nur Winzer, keinen anderen Beruf hätte er sich für sich vorstellen können. Auch wenn er von einem „Haufen Arbeit“ spricht, ihm macht es Spaß, die Unternehmung Wein zu managen, jeden Tag auf die Unterstützung seiner Familie, allen voran seiner Eltern, bauen zu können. Klaus und Gisela sind mit ihrem reichen Erfahrungsschatz überall zur Stelle, wo sie gebraucht werden. Sie sind mächtig stolz auf ihren Sohn, dessen Können den Betrieb deutlich wachsen ließ. Als Mathias nach seiner Ausbildung heimkehrte, bewirtschaftete der Papa bescheidene neun Hektar. Mit dem Junior im Keller ist die Rebfläche um 100 Prozent gestiegen. Gemeinsam probieren die Männer alle Weine, ehe sie jährlich in rund 160.000 Flaschen gefüllt werden.
Besondere Mühe geben sie sich mit den über drei Hektar Land, die sie in bester Lage im Kastanienbusch besitzen. Während sich Vater und Sohn die Produktionsarbeit teilen, kümmert sich die Chefin des Hauses vor allem um den Verkauf. „Mutti ist ultramotiviert“, sagt der Sohn voller Respekt. Man müsse sie zwingen, auch mal ein paar Tage auszuspannen, „von allein kommt sie gar nicht auf die Idee“.
Immerhin geht jede zweite Flasche aus dem Haus Wolf über die Theke der Vinothek des Gutes. Die andere Hälfte ist im Fachhandel und in der Gastronomie gefragt. Gerade erst kam der Juniorchef von einer mehrtägigen Werbetour in Dresden und Chemnitz zurück. Der Aufwand habe sich gelohnt, ist Mathias überzeugt und ergänzt: „Ein Jahresumsatz von einer Million Euro kommt nun mal nicht von ungefähr.“ Jetzt sitzt wieder der Strahlemann vis-a-vis am Tisch.
Und wie sieht er seine Zukunft und die des Betriebs in Birkweiler? Er möchte gesund weiterwachsen, weiterhin viel von Hand lesen, „immer noch ein bisschen besser werden“. Das bedeutet für ihn, die Alkoholwerte beim Wein nach Möglichkeit weiter zu drosseln, dabei Weine mit viel Mineralik und Individualität auszubauen. „Meine Handschrift soll erkennbar bleiben.“
INFO
Unter den Siegern des Wettbewerbs „Junge Pfalz“ des Vereins Pfalzwein sind diese Winzer aus der Südpfalz: Georg Diehl, Weingut Borell-Diehl in Hainfeld; David Hochdörffer & Anna Ulrich, Weingut Villa Hochdörffer in Nußdorf; Julian Hof, Weingut Hof in Heuchelheim-Klingen; Alexander und Konstantin Koch, Weingut Bernhard
Koch in Hainfeld; Marius Meyer, Weingut Klaus & Marius Meyer in Rhodt; Patricia und Julian Schreieck, Wein- und Sekthaus Volker und Bernd Schreieck in Maikammer; Fabian Stübinger, Weingut Gunter Stübinger in Leinsweiler; Mathias Wolf, Weingut Klaus und Mathias Wolf in Birkweiler.
Quelle: Die RHEINPFALZ, 10.09.2021